Mai

von Juri Nesterenko

In goldsonnigem Mai
unter weißem Kirschbaum
lieg' ich sorglos und frei,
tief in heiterem Traum.
In dem Grünen ringsum
gilbt der Löwenzahn sonnig,
und mit sachtem Gesumm
fliegen Bienen für Honig.
Auf den Kirschbäumen liegt 
es wie ein weißer Rauch,
schlägt das Nachtigalllied,
zwar nicht nachts, aus dem Strauch.
Und ich fühle dabei
weder Kälte noch Schwere...
Ach, weißgrüngelber Mai!
Wenn er doch ewig wäre!
Aber man widerspricht:
"Wenn der Flor ewig wäre,
wenn der Herbst käme nicht,
hätten wir keine Beere."
Das ist richtig, obgleich
was ist oberste Güte?
Ja, die Frucht ist nutzreich,
schöner ist doch die Blüte!
Aber wir sind verflucht,
eine Antwort zu finden:
Weder Blume noch Frucht
wird den Winter verwinden.

2010
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